Informationen zur neuen DIN EN ISO 9001:2015 und erste Erfahrungen

„Meine Erfahrungen als Auditor …

Meine ersten Erfahrungen in der Praxis mit der DIN EN ISO 9001:2015 sind sehr positiv!

Ich beobachte, dass die Auseinandersetzung mit den neu aufgenommenen Themenfeldern sehr intensiv geführt wird. So hat die Kommunikation zwischen der obersten Leitung und den Mitarbeitern auf allen Ebenen bezüglich der vorhandenen Risiken merklich zugenommen.

Die Diskussion mit der obersten Leitung zeigt mir deutlich, dass die strategischen Anforderungen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Handlungsmaxime für das Unternehmen nunmehr konkret mit dem QM-System in Einklang stehen und somit die Praxisnähe der dokumentierten mit der gelebten Organisation fördert.

Qualität wird somit noch deutlicher zur „Chefsache“!

Durch die Streichung konkreter Anforderungen an das QM-System werden die Verantwortlichen in den Unternehmen zu eigenständigen Lösungen aufgefordert. Ich bin der Meinung, dass die kreative Auseinandersetzung mit den unternehmensinternen QM-Systemen deutlich zugenommen hat.

Ich beobachte bei den mir in der Praxis begegnenden Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, dass die Regelungen des QM-Systems selbstverständlicher angenommen werden.

Der Widerstand gegen QM-Systeme in Unternehmen, die sich mit der neuen Norm auseinandersetzen, hat merklich nachgelassen!“

 

Ziele der Aktualisierung der neuen DIN EN ISO 9001:2015

Die Revision der DIN EN ISO 9001 im Jahr 2015 (Ausgabe November) soll die von den Anwendern gewünschten Weiterentwicklungsaspekte zur Vorgängerausgabe 2008 (Ausgabe Dezember 2008) umsetzen. Damit soll den für die Praxis erforderlichen Organisationsbedürfnissen – insbesondere kleinerer Unternehmen – nachgekommen werden. Ziele der Überarbeitung der seit 1985 bestehenden und mehrmals aktualisierten Norm waren:

  • Vereinheitlichung der Organisationsnormen zu Qualität, Umwelt, Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • Verbesserung des Sprachgebrauchs
  • Stärkung der Verantwortung der obersten Leitung
  • Förderung der Betrachtung von Risiken und Chancen in Unternehmen
  • Reduzierung von vorschreibenden Anforderungen und Ersatz durch leistungsorientierte Anforderungen
  • Erhöhung der Flexibilität in den Anforderungen an Prozesse
  • Erhöhung der Flexibilität in den Anforderungen an Vorgabedokumente durch Verringerung der Bedeutung der Dokumentation

 

Die neuen Aspekte der DIN EN ISO 9001:2015

Mit Aufnahme der folgenden, neuen Anforderungen wurden wesentliche Ziele erreicht:

  • Berücksichtigung des Umfelds des Unternehmens bei der Planung eines Managementsystems
  • Bestimmung der interessierten Parteien des Unternehmens sowie deren relevante Anforderungen
  • Einführung des risiko- und chancenbasierten Ansatzes im Rahmen der Strategiebetrachtung (Umfeld des Unternehmens und Anforderungen der interessierten Parteien)
  • Einführung des risiko- und chancenbasierten Ansatzes bei Prozessen
  • Bestimmung des organisationsspezifischen Wissens zur Durchführung der Prozesse
  • Konkretisierung der internen und externen Kommunikation

 

Streichungen in der DIN EN ISO 9001:2015 gegenüber der Ausgabe 2008

Insbesondere durch die Streichung der folgenden Anforderungen wurde die Flexibilität bei der Erarbeitung und Weiterentwicklung von Qualitätsmanagementsystemen gefördert sowie der Dokumentationsumfang reduziert:

  • Ein Beauftragter der obersten Leitung ist nicht mehr gefordert.  > Für viele Unternehmen bedeutet dies, dass ein QM-Beauftragter (QMB) nicht gefordert ist (jedoch sind die dem QMB obliegenden Verantwortlichkeiten und Befugnisse innerhalb der Organisation zuzuweisen – somit ändert sich an der Umsetzung nichts).
  • Ein QM-Handbuch ist nicht mehr konkret gefordert.
  • Die sechs zu dokumentierenden Prozesse sind nicht mehr konkret gefordert (Verfahren zur Lenkung von Dokumenten, Lenkung von Aufzeichnungen, Lenkung von Fehlern, Lenkung von Korrekturmaßnahmen, Lenkung von Vorbeugungsmaßnahmen, Interne Audits).

 

Forderungen an die Dokumentation in der DIN EN ISO 9001:2015

Es bestehen folgende Anforderungen zur schriftlichen Regelung:

  • Dokumentation eines QM-Systems einschließlich der benötigten Prozesse und ihrer Wechselwirkung
  • Anwendungsbereich des QM-Systems
  • Qualitätspolitik
  • Qualitätsziele

 

Wichtige Anmerkungen im Anhang der DIN EN ISO 9001:2015 …

… weisen bzgl. Struktur und Terminologie eines QM-Systems auf Folgendes hin:

Es besteht keine Anforderung, dass ein QM-System die Normstruktur und ihre Begriffe berücksichtigen muss; d.h. die Unternehmen müssen in dem QM-System weder die Abschnittsfolge der Norm umsetzen (was aber sehr häufig erfolgt) noch die Verwendung von spezifischen Benennungen anwenden.

So darf z.B. der Begriff „Qualitätsaufzeichnung“ weiterhin verwendet werden – während die Norm dies als „dokumentierte Information, die aufzuzeichnen ist“ bezeichnet.

 

„… und meine Schlussfolgerungen als Auditor zur DIN EN ISO 9001:2015:

Eine praxisbezogene Interpretation der Anforderungen der neuen Norm – sowohl des Unternehmens als auch insbesondere des beurteilenden Auditors – liefert folgende Vorteile:

  • reduziert den Bürokratismus der Vorgängernormen!
  • erzeugt schlanke, unternehmensrelevante QM-Systeme!
  • integriert die möglichen relevanten Problemsituationen in das QM-System!
  • fördert das Verständnis und das Bewusstsein der Mitarbeiter/-innen zur Erfüllung der Kundenanforderungen und der Dienstleistungserbringung!

Insbesondere kleine Organisationen partizipieren von der aktuellen Norm, indem mit weniger Dokumentationsaufwand die Qualitätsfähigkeit effizienter und transparenter erzielt werden kann!“

Helmut Rademacher (Geschäftsführer)